Jay Special – Tele im Special-Gewand

Jay Special – die Tele im Special-Gewand

Mir hat die Korpusform der Les Paul Special mit den beiden Cutaways schon immer gut gefallen, und daher habe ich diese Form für mein erstes Set-Neck-Modell gewählt. Allerdings stehe ich auch auf den Sound der Telecaster. Mit der „Jay Special“ wollte ich beide Welten verbinden.Sie besteht vor allem aus heimischen Hölzern, ist mit Nitrolack lackiert und mitunter drei Kilo federleicht. Der einzelne Pickup liefert mit „Twangy“ und „Dirty“ zwei grundverschiedene Sounds.

Fakten:

Modell: Jay Special
Korpusform: Double Cut, gewölbte Decke
Korpus: europäische Erle
Hals: bayerischer Ahorn, eingeleimt
Griffbrett: bayerische Zwetschge
Kopfplattenauflage: Palisander
Mensur: 65 cm
Bünde: 24 Medium Vintage
Pickup: Q Pickups Tele im P90-Gehäuse mit Coil Tap
Hardware: Gotoh
Finish: Nitrolack seidenmatt „TV Yellow“
Gewicht: 2,5 kg
Optionen: alle!
Preis: 3.690 ,- € für diese Ausführung

Hier kommen also ein paar Sachen zusammen wie die lange Fender-Mensur auf einem Gibson-artigen Korpus sowie 24 Bünde auf dem Ahornhals. Jeder, der schon einmal eine Special gesehen hat, weiß, dass das Griffbrett am Hals-Korpus-Übergang endet. Die Jay Special besitzt vier zusätzliche Bünde über dem Korpus, die allerdings nicht ganz so einfach zu erreichen sind wie die restlichen 20. Aber sie sind da, wenn man sie braucht.

Unter falscher Flagge

Aus Kroatien von Q Pickups, einem kleinen Boutique-Betrieb, stammt der Tonabnehmer. Er sieht zwar aus wie ein P-90, besitzt aber das Innenleben eines Tele-Stegpickups. Mit ein paar zusätzlichen Windungen, die mit einem Miniswitch abgerufen werden können, liefert er zwei verschiedene Sounds: zum einen den bekannten Tele-Twäng, zum anderen einen mittigeren, rockigeren Sound. Zusammen mit einem dynamisch reagierenden Röhrenverstärker kann man sich einen Kanalumschalter für einen Crunchsound glatt sparen.

Aus heimischem Holz

Die Jay Special habe ich fast ausschließlich aus hiesigen Hölzern gebaut. Der Korpus besteht aus europäischer Erle. Der Ahornbaum, aus dem der Hals gefertigt ist, sowie der Zwetschgenbaum, der das Griffbrettholz lieferte, standen bis vor einigen Jahren in Nachbars Garten. Lediglich die Kopfplattenauflage besteht aus Palisander. „Ehda“-Palisander, denn ich habe etwa einhundert dieser Aufleimer geerbt, und deswegen sind die „eh da“ … Lackiert ist die Gitarre natürlich mit einem dünnen Nitrolack in Sandbeige aka „TV Yellow“.

Diese Gitarre ist übrigens federleicht! Die Kombination aus kleinem Korpus und leichtem Holz lassen die Waage bei deutlich unter drei Kilogramm einpendeln. Durch die leichten Gotoh-Mechaniken hängt sie am Gurt dennoch schön ausgewogen.

Dreck auf Abruf

Klanglich kommt sie resonant und mit einer starken akustischen Komponente. Sie bietet ein mittellanges Sustain sowie ein starkes Attack. Die Mitten sind gut ausgeprägt, und auch der angestrebte „Twang“ ist prominent im Ton vertreten. Mit diesem Sound kann man beispielsweise als Rhythmusgitarrist in einer Band einen hervorragenden Job machen, speziell wenn man gerne mit kleinem Besteck unterwegs ist. Und mit einem kleinen „Klick“ kann man dem Sound eine ordentliche Portion Dreck verpassen.

Und was ist nun mit der Grundidee? Die Tele und die Les Paul Special? Die Jay Special klingt weder nach der einen noch nach der anderen. Sie besitzt natürlich die Gene beider Modelle, aber macht daraus ihren ganz eigenen Ton: schnörkellos, akustisch und geradeaus. So wie alte Les Paul Specials aus den 1950er-Jahren klanglich eben auch ihre Tele-Gene zeigen – und umgekehrt die oft heiß gewickelten Bridge-Pickups früher Teles sehr stark Richtung LP Special gehen.